Von Tag zu Tag, von
Woche zu Woche, von Woche zu Monat. Im Krisen-Modus lichten sich langsam die
Nebel!
Wir haben mehr
Aussicht. Können verbindlicher planen.
Scherbenhaufen sind nun aber auch zu sehen: Jener CFO, nennen wir ihn
Peter, der zu Ostern den ersten Gruß seit Ausbruch der Krise an die Belegschaft
richtet: Herzhaft gratulierend zum erfolgreich umgesetzten Krisenmodus! Er
merkt: „ICH“ kommt nicht an. Das tut weh:
Peter war
entscheidend mit der Liquidität des Unternehmens beschäftigt. Im Survival-Modus
hat er es geschafft: Kein Ausgleich, sogar alle gerettet, maximal Kurzarbeit.
Natürlich kann Peter auch auf sich stolz sein! Dennoch wünscht er sich etwas
Anerkennung von den „Geretteten“. Auch für die Ärztin ist es nicht
selbstverständlich ihre Gesundheit zu riskieren. Peter erkennt, darüber hinaus
das “DU“ nicht gesehen zu haben. Ein Schock, der schmerzt!
Soziale und
finanzielle Entscheidungen verlangen gleichermaßen Aufmerksamkeiten im
Surival-Modus. Sonst droht jene „innere Kündigung“, die durch äußere
Maßnahmen scheinbar erfolgreich verhindert wurde. Wenn die Nebel sich lichten,
sehen wir das „DU“ wieder. Mitarbeiter, Kollegen, Kunden. Ihr Gefühl
allein gelassen worden zu sein, wirkt resignativ nach, schmerzt.
Mühsam: Es braucht
nochmals jenen Zyklus aus Schock, Verdrängung und emotionaler Verarbeitung. Als
„Erlösung“ entsteht ein neues „Wir“. Erfreulich, da lohnend
für den gemeinsamen Erfolg.
Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen…
Johann Wolfgang von Goethe
Eine Klientin hat mich auf dieses Zitat hingewiesen. Es hat mich angesprochen, weil es die Lösungs- und Handlungsorientierung aller unterschiedlichen Ansätze des Helfens beschreibt.
Trotz dieses großen gemeinsamen Nenners ist es sehr wesentlich, zwischen den verschiedenen Methoden zu unterscheiden, damit keine ungewollten, schmerzhaften Nebenwirkungen entstehen. Die berufliche Kompetenz professioneller HelferInnen zeigt sich dabei auch darin, wie sie mit Unterschieden umgehen und sie erklären.
Es ist Sache des Auftrags, der persönlichen Zielsetzung und der Ausbildung, welches Setting bzw. welcher Ansatz hilfreicher ist. Experten können dies in einem Vor- oder Erstgespräch herausfinden und darüber aufklären. Es gibt viele Möglichkeiten, die unterschiedlichen Methoden abzugrenzen, ein sehr übersichtliches Modell habe ich bei Herrn Dr. Reményi – siehe Systemisches Institut Wien www.remenyi.at – in einem Seminar kennengelernt – siehe Grafik. Herzlichen Dank für die ausdrückliche Erlaubnis es in diesem Rahmen verwenden zu dürfen!
Man sieht dabei, dass die Lebens- und Sozialberatung persönlicher als reine sachorientierte Fachberatung ist.
Unternehmensberatung und Supervision nützen Fachberatung verbunden mit Coaching, das auch Emotionen und Bedürfnisse ausreichend berücksichtigt. Bei der Supervision, Coaching und auf der Lebens- und Sozialberatungsebene ist es wesentlich, die Abgrenzung zu den tieferen Persönlichkeitsebenen zu ziehen.
Psychotherapie spricht unsere Identität an, bietet Seelsorge im Sinne einer Auseinandersetzung mit existenziellen, sinnstiftenden Fragen. Psychotherapie wird auch die Bedürfnisse, Emotionen und die sachorientierte Ebene abdecken müssen. Ein Grund, sich mit tieferen Schichten unseres Selbst auseinanderzusetzen liegt darin, Traumen (seelische Verletzungen) zu bewältigen bzw. mit ihnen leben zu lernen. Sie hindern uns sonst, die Sachebene zu erreichen und kompetent mit den Lebensfragen umzugehen. Passiert dies auf untaugliche Art, erleben wir eine „Retraumatisierung“: Die Verletzung und der damit verbundene Schmerz werden unwillentlich nochmals zugefügt.
Im Modell der „Schichten der Kommunikation“ zeigen die Pfeile eine Beweglichkeit an, die für unser geistiges Wohlbefinden wichtig ist. Der Weg „zurück“ wird durch untaugliche Interventionsformen blockiert oder zumindest behindert. Psychotherapie hilft, durchlässiger, aber je nach Notwendigkeit auch nicht zu „tief“ zu gehen.
Nicht jedes Problem fordert Lösungen existenzieller Natur!
Daher ist es wichtig, dass Sie bei ProfessionalistInnen heilender und helfender Berufe immer darauf achten, wie sie die Methoden unterscheiden und wie sie mit der Grenzziehung umgehen. Mitunter kann es schon sehr hilfreich sein, in der Beratung zu erkennen, bei welchen Themen wir blockiert sind und wo nicht, um geeignete Lösungsansätze zu finden. Es ist also nicht zwingend auf tiefe Ebenen zu gehen, um „Schönes mit den Steinen zu bauen“.